LIQUID 1680 ist der Versuch einer Mantel und Degen-Kampagne; sie ist noch nicht beendet. Die Kampagne handelt vor dem historischen Hintergrund des Jahres 1680 (und den Folgejahren). Wer wissen will, was da – historisch – alles so stattgefunden hat, empfehle ich ein Besuch bei wikipedia.de. Natürlich enthält die Kampagne auch phantastische Elemente, denn dies war auch die Zeit von Cyrano de Bergerac und dem Baron von Münchhausen.
Im Folgenden liste ich einige typische Charaktere auf (die natürlich kombiniert werden können):
- Fechtmeister
- Musketiere, Landsknechte, Soldaten
- Piraten, Schmuggler, Seefahrer, Entdecker
- Diebe, Trickbetrüger, Räuber
- Alchemisten, Gelehrte, Ärzte
- Schauspieler, Dichter, Tänzer, Musiker, Maler, Bildhauer
- Adlige, reiche Müßiggänger
- Trapper, Spurenleser, Prospektoren
Die Herkunft des Charakters konnte frei gewählt werden. Möglich waren auch Indianer, Türken, Schwarzafrikaner, Chinesen oder andere „Exoten“, jedoch nur als Minderheit, die Mehrheit der Charaktere sollten Europäer sein. Außerdem sollten sich die Spieler vorher absprechen, welche Charaktere gespielt werden, damit keine Doppelungen vorkommen.
Das Zeitalter der Religionskriege ist trotz der Aufklärung noch nicht vorbei, die Wahl der Konfession ist bei den Europäern nicht unwichtig. Insbesondere in England und Frankreich werden Anhänger der „falschen“ Konfession verfolgt. Die Evangelischen teilen sich im Übrigen noch in diverse Gruppen auf: (Lutheraner, Reformierte, Böhmisch-Mährische Brüder, Puritaner, Presbyterianer, etc.). dazu kommen Anglikaner, Wiedertäufer, Mennoniten und was es sonst noch so gab und gibt.
Typische Waffen der Zeit sind Säbel, Rapier, Dolch, Pike, Muskete und Pistole, wobei die Schusswaffen schwer und langsam zu handhaben und ausgesprochen zielungenau sind. Rüstungen werden eher wenig getragen, in der Regel trägt nur ein Teil der Soldaten Helm und Kürass.
Die Kampagne beginnt in Europa, genauer gesagt in der kleinen Stadt Mömpelgard (ja, die gibt es wirklich).
Die Charaktere müssen natürlich einen Grund haben, warum sie dort sind. Gut wäre, wenn sie sie auf der Flucht vor irgendwas sind (Schulden, Ehemann/-frau, Gesetzeshütern, Familie, Glaubensgründen) oder menschliches Strandgut sind, pleite oder auf irgendeine Weise vielleicht sogar erpressbar.
Zur Einstimmung auf die Kampagne empfehle ich folgende Filme: Die drei Musketiere, Der Mann mit der eisernen Maske, Die vier Halunken der Königin, Fanfan, der Husar, Piraten der Karibik, Der rote Korsar. Außerem gibt es noch einen guten Comic: "Mit Mantel und Degen", der aus dem (nicht veröffentlichten Rollenspiel) "Contes et Racontars" hervorgegangen ist.
Ton angebend ist Frankreich, an dessen Spitze der Sonnenkönig Ludwig XIV. seit nunmehr rd. 30 Jahren steht. Ludwig hat erfolgreich größere Gebiete des Deutschen Reiches annektiert, insbesondere das Elsass. Auch die Kolonien wachsen. Die Hugenotten hingegen werden drangsaliert und bald vertrieben.
In England regiert nach dem Tod von Oliver Cromwell wieder ein König, genauer: Charles II., mit dem die Engländer aber höchst unzufrieden sind, weil er wiederholt versucht, absolut zu regieren und außerdem ein heimlicher Katholik ist. Nach seinem Tod 1684 holen die Engländer dann auch lieber den Generalstatthalter der Niederlande, Wilhelm von Oranien und machen ihn zum König. Auch das britische Kolonialreich wächst. In Irland und Schottland hingegen wächst der Widerstand gegen die Engländer. In England werden die Katholiken verfolgt.
In den Niederlanden herrscht das Goldene Zeitalter, die Wirtschaft blüht, das Kolonialreich wächst.
Spanien hat sein Goldenes Zeitalter bereits hinter sich. Zwar ist Spanien immer noch größte Kolonialmacht der Welt, die Einnahmen sind aber wesentlich bescheidener als man denkt. Durch die Gold- und Silbereinfuhren aus der Neuen Welt wurde nicht nur das Wirtschaftssystem zerrüttet, es herrschen auch Korruption und Ämterpatronage.
Österreich ist unbestritten größte Macht des Deutschen Reiches, hat aber ein Problem an seiner Südostflanke: Die Türken.
Das Osmanische Reich ist auf der Höhe seiner Macht. 1683 wird Wien ein zweites Mal belagert. Danach beginnt der kontinuierliche Abstieg.
Polen-Litauen ist das flächenmäßig größte Reich Europas. Es reicht von Schlesien bis kurz vor Moskau und von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Nach innen ist es jedoch schwach, kein Staat hat mehr Adlige. Faktisch ist Polen eine Adelsrepublik mit einem schwachen König.
Mächtigste protestantische Macht ist Schweden mit Besitzungen in Norddeutschland und im Baltikum, aber auch der ewige Rivale Dänemark-Norwegen ist nicht unbedeutend.
Italien und Deutschland sind in kleine und kleinste Fürstentümer zersplittert. Zwar ist mit dem Ende des 30jährigen Krieges der Religionsfrieden eingekehrt, aber weite Teile Deutschlands, insbesondere der Oberrhein, Brandenburg, Pommern und Mecklenburg sind so verwüstet worden, so dass immer noch große Gebiete brach liegen.
Russland ist schwach, strebt aber unter Peter dem Großen nach Größerem. Die Kolonisierung Sibiriens schreitet voran, nach und nach werden die letzten Khanate in Südrussland unterworfen. Eine wichtige Rolle spielen in beiden Fällen die Kosaken.
In Nordamerika machen sich Spanier (Kalifornien, Florida), Franzosen (Louisiana, Kanada) und Engländer (Ostküste) breit. Aber es gibt auch niederländische (Manhattan) und sogar schwedische Siedlungen.
Die Karibik ist fest in der Hand der Europäer. Auch hier haben sich Spanier, Franzosen, Engländer, Niederländer und – statt der Schweden – Dänen festgesetzt.
Mittelamerika ist fest in der Hand Spaniens, Südamerika teilen sich Spanien und Portugal. An der Nordostküste sind aber auch Briten, Franzosen und Niederländer aktiv.
In Westafrika liegen diverse kleine Siedlungen der Kolonialmächte. Sogar Brandenburg hat mit Friedrichsburg eine eigene Kolonie. Die Siedlungen wechseln oft den Besitzer. Die berüchtigte Sklavenmarkt-Insel Gorée vor der Küste Senegals wechselt innerhalb von 50 Jahren 17 Mal den Besitzer.
Die Portugiesen sitzen außerdem in Angola und Mosambik, die Niederländer beherrschen das Kapland. Im Innern Afrikas liegen diverse kleine Königreiche, z.B. Dahomey, Benin, Darfur, Kordofan oder Abessinien, die vor allem vom Sklavenhandel mit den Europäern profitieren und blutige Kriege gegeneinander führen.
Die Ostküste Afrikas wird vom Sultan von Sansibar beherrscht, der ein Vasall Omans ist. In Indien herrscht der wegen seiner Reichtümer berühmte Mogul, in China die Qing-Dynastie der Mandschu, Japan hat sich bis auf wenige Kontakte zu China und den Niederlanden vom Rest der Welt abgeschottet, prosperiert aber unter den Tokugawa-Shogunen. In Indonesien vertreiben die Niederländer gerade die Portugiesen aus ihren Kolonien. Südöstlich davon liegt eine Insel mit dem Namen „Neu-Holland“ (Australien), die aber wegen der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit nicht besiedelt wird.
Auf allen Weltmeeren, insbesondere in der Karibik, im Indischen Ozean und im Südchinesischen Meer treiben Piraten und Freibeuter aller Couleur ihr Unwesen.
Dona Carmelita Montoya y Escobar de la Mancha, gen. „Die rote Maske“, eine attraktive adlige Spanierin auf einem persönlichen Rachefeldzug, die ihr Einkommen als Reitlehrerin fristet und um deren Pferd „El Capitan“ man lieber einen großen Bogen machen sollte.
Capitane Fracassa, ein Hallodri, Schauspieler und Fechter aus der französischen Gascogne mit dem Hang, sich leicht zu Duellen hinreißen zu lassen.
Lorenz Creutz, ein alter schwedischer Haudegen und Feldscher, der als Jugendlicher noch aktiv am 30jährigen Krieg teilnahm und – aus welchen Gründen auch immer – ein eigenwilliges Verhältnis zu einer Topfpflanze mit dem Namen „Agnetha“ hat, die er stets bei sich führt.
Kiara, eine schwarzafrikanische Amazone aus der Leibgarde des Königs von Dahomey, die als Geschenk an einen französischen Adligen nach Europa kam und vor dessen Nachstellungen die Flucht ergriff.
Mathilde „la Paquerette“, eine 14jährige Ausreißerin aus der Gascogne, die ihren Lebensunterhalt als Beutelschneiderin bestreitet und unter dem väterlichen Schutz des „alten Schweden“ steht.
Die „Baronesse“: Ihren Namen und auch anderes hat sie bisher nicht verraten. Geboren ist sie 1655 in Frankreich. Als Hugenottin ist sie von dort geflohen. Die geheimnisvolle Schöne ist von adliger Geburt, dürfte aber mittellos sein. Gerüchte besagen, ihr Vater hätte bei seiner Flucht einen Schatz oder kompromittierende Unterlagen mitgenommen. Da er untergetaucht ist (wahrscheinlich in Brandenburg oder England), sind jetzt die Franzosen auch auf der Suche seiner Tochter. Offiziell wurde sie als Kammerzofe von Prinzessin Friederike von Mömpelgard-Württemberg beschäftigt, inoffiziell wurde sie ihre Leibwache, denn sie ist eine gefährliche Fechterin.
Gottlieb Schreyfogel wurde eigentlich 1645 als Gottlieb Julius Sebastian von Bredow in Bredow (Kurfürstentum Brandenburg) geboren und entstammt so einer alten märkischen Ritterfamilie. Dem Protestanten war als jüngstem Sohn nur noch eine Karriere im Preußischen Militär möglich. Er ist ein großer, kräftiger Mann mit einem meist grimmigen Gesichtsausdruck, der im Gegensatz zu seinem eigentlich recht freundlichen Gebaren steht. Als besonderes Merkmal hat er eine breite graue Haarsträne, hervorgerufen durch eine lange Narbe im Gesicht. Die Narbe hat ihm ein schwedischer Soldat während der Schwedenkriege verpasst. Nicht nur, aber insbesondere deshalb hasst er die Schweden! In seinem Regiment war er als harter Knochen verschrien und es gab immer wieder Streitigkeiten. Er soll dabei angeblich einen anderen Offizier – Sohn einer einflussreichen adligen Familie - bei einem Duell getötet haben. Dies scheint auch der Grund zu sein, warum er seinen eigentlichen Namen verschweigt. Um ihn aus dem Weg zu haben, hat sein Kommandeur ihm die Position in Mömpelgard verschafft.
Jocelyn („Joe“) ella Libré: Die junge Frau, die aufgrund ihrer Kleidung meist für einen jungen Burschen gehalten wird, wurde ca. 1660 in Rennes (Bretagne) geboren. Sie ist trotz ihrer zierlichen Erscheinung dennoch eine waschechte karibische Piratin, die es in ihre alte Heimat verschlagen hat und nun auf der Flucht vor der Obrigkeit ist. Als Kind begleitete sie ihren Vater, einem Landarzt, in die Karibik. Durch ihr Verschulden ging das Schiff unter. Sie wurde von ihrer Familie getrennt und gelangte auf abenteuerlichen Umwegen nach Tortuga, wo sie als „Schiffsjunge“ auf einem Piratenschiff landete und dort ihr „Handwerk“ erlernte.
Fergus MacFarlane wurde 1650 in den Highlands geboren und war ein wohlhabender Viehbesitzer mit eigenem Land. Er kämpfte mit seinem Clan ("This I’ll defend!") gegen Cromwell, dessen Soldaten das Land der MacFarlanes verwüsteten und seine Familie ermordeten. Nachdem er sich eine Weile mit Viehdiebstahl über Wasser hielt, verließ er Schottland Richtung Deutschland, um sich als Söldner zu verdingen. Er kämpfte in den Niederlanden gegen die Engländer und dann in Deutschland für wechselnde Parteien. Danach heuerte er auf einem Rheinschiffer als Leibwache an. In einer Schenke in Mömpelgard zettelte er volltrunken eine Schlägerei an und landete so im Kerker.